Warum Glühwürmchen in Zürich ein Thema für HR-Verantwortliche sein können
Glühwürmchen? Ja, genau. Die kleinen Leuchtkäfer, die in den Sommermonaten in Zürcher Parks, Gärten und Waldrändern zu sehen sind, haben auf den ersten Blick offenbar wenig mit Human Resources zu tun. Doch wer genauer hinsieht – oder vielmehr hinfühlt –, erkennt: Sie sind faszinierende Indikatoren für Biodiversität, Umweltqualität und sogar für das, was wir Lebensraum nennen. Und dieser Lebensraum beeinflusst nicht nur Fauna und Flora, sondern eben auch uns – insbesondere in der Art und Weise, wie wir arbeiten, rekrutieren oder unsere Arbeitgebermarke positionieren.
Wo findet man Glühwürmchen in Zürich?
Zürich ist nicht nur Finanzmetropole, sondern auch Naturraum – zumindest dort, wo der Mensch ihr Platz lässt. Glühwürmchen, genauer gesagt die Art Lampyris noctiluca (Großes Glühwürmchen), leben bevorzugt an unbeleuchteten, feuchten und naturnahen Orten. Besonders gute Beobachtungsplätze im Raum Zürich sind:
- Uetliberg: In den Sommermonaten, besonders Anfang Juli, kann man sie auf den Waldwegen Richtung Ringlikon oder Triemli gut beobachten.
- Zürcher Oberland: Regionen wie Egg, Hinwil oder Wald bieten aufgrund ihrer Strukturvielfalt und geringen Lichtverschmutzung ideale Bedingungen.
- Sihlwald: Einer der ältesten Urwaldreste der Schweiz – ein Paradies für Lichtkunst in der Natur.
Die beste Zeit zur Beobachtung ist bei warmem und windstillem Wetter, etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang. Wichtig: Taschenlampe aus und Handylicht vermeiden – Glühwürmchen konkurrieren nicht gern mit LED.
Was Glühwürmchen über unseren Lebensraum verraten
Glühwürmchen gelten in der Biologie als sogenannte Bioindikatoren. Das bedeutet: Ihre Anwesenheit oder ihr Verschwinden gibt Aufschluss über den Zustand ihrer Umgebung. Sie benötigen strukturreiche, pesticidefreie, nährstoffarme Lebensräume – zum Beispiel naturnahe Wiesen und Gärten, Waldränder, Böschungen oder Hecken. Wenn sie irgendwo häufiger vorkommen, bedeutet das in der Regel: Die Umwelt dort ist intakt.
Andersherum: Wo sie sich zurückziehen oder verschwinden, zeigt das ein wachsendes Problem in puncto Verlust von Artenvielfalt, Lichtverschmutzung, Flächenversiegelung und Monokulturen. Diese Themen bleiben nicht auf Insekten beschränkt – sie betreffen langfristig auch uns Menschen und insbesondere das, was wir als unseren „Lebensraum Arbeit“ definieren.
Was HR davon lernen kann
Jetzt wird’s interessant: Welchen konkreten Nutzen haben Beobachtungen über Glühwürmchen für Personalverantwortliche, Arbeitgeber und HR-Teams?
1. Lebensqualität am Arbeitsplatz beginnt mit dem Umfeld
Die physische Umgebung hat nachweislich Einfluss auf Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit. Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang zwischen naturnahen Arbeitsplätzen und geringerem Stresslevel. Arbeitgeber, die Rückzugsräume schaffen – sei es durch begrünten Aussenraum, Aufenthaltszonen mit Pflanzen oder durch Fensterplätze ohne direkte Bildschirmreflektion –, stärken nicht nur das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden, sondern fördern auch deren langfristige Bindung ans Unternehmen.
2. Employer Branding: Nachhaltigkeit wird zum Differenzierungsmerkmal
Insbesondere jüngere Generationen, allen voran die Gen Z, erwarten von Unternehmen, dass sie sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch und gesellschaftlich verantwortlich verhalten. Wer in Stellenanzeigen oder auf der Karriereseite glaubwürdig kommunizieren kann, dass Standortökologie wichtigen Stellenwert hat, punktet im Wettbewerb um Talente. Ein Hinweis auf standortnahe Biodiversitätsprojekte – sei es ein Insektenhotel auf dem Dach, ein Firmenbienenvolk oder eben eine Glühwürmchenfreundliche Firmenumgebung – kann den Unterschied machen.
3. Mindset für Transformation: Kleine Veränderungen, grosse Wirkung
Was Glühwürmchen brauchen – weniger Licht, mehr Struktur, reduzierte Eingriffe – lässt sich als Analogie für Change Management und Transformationen im Unternehmen lesen. Statt grosse und disruptive Bewegungen zu erzwingen, reicht es oft, an kleinen Stellschrauben zu drehen. Mehr Raum für Selbstorganisation, weniger Kontrolle, klarere Kommunikation – das sind Faktoren, die wie weniger Pflanzenschutzmittel im Garten wirken: Positive Nebenwirkungen treten manchmal erst nach Wochen zutage, aber dafür nachhaltig.
Ein Blick auf die Zahlen: Biodiversität in der Schweiz im Sinkflug
Laut dem Biodiversitätsmonitoring Schweiz hat sich der Zustand der Artenvielfalt in den letzten 25 Jahren signifikant verschlechtert. Rund 45 % der Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet oder bereits ausgestorben. Auch die Lichtverschmutzung nimmt zu: Seit 1990 hat sich die künstliche Beleuchtung im Siedlungsraum verdoppelt. Für Glühwürmchen – deren Männchen sich nur mithilfe des Leuchtens der Weibchen orientieren – ein Todesurteil. Für HR bedeutet das: Standortwahl, Bauprojekte und Flächennutzung werden künftig auch unter ökologischen Gesichtspunkten zu beurteilen sein.
Ein Praxisbeispiel: Das Unternehmen, das auf Glühwürmchen achtet
Ein IT-Dienstleister mit Sitz in der Nähe von Winterthur hat sich bewusst für ein Büroareal entschieden, das an eine geschützte Streuobstwiese grenzt. Die Geschäftsleitung verzichtet auf grossflächige Beleuchtung am Gebäude, setzt auf Bewegungsmelder und biodiversitätsfördernde Begrünung. Gleichzeitig wird diese Massnahme aktiv im Employer Branding kommuniziert – mit Erfolg: Die Bewerberzahl auf offene Stellen hat sich innert zwei Jahren verdoppelt, und Mitarbeitende bringen sich aktiv mit neuen Nachhaltigkeitsprojekten ein.
Solche Beispiele zeigen: Ökologische Qualität zieht Menschen an. Weil sie Authentizität ausstrahlt. Weil sie Vertrauen schafft. Und weil sie langfristiger wirkt als das nächste Tool für Kollaboration oder die nächste Prozessoptimierung.
Tipps für HR-Verantwortliche: Wie Sie das Thema in Ihrem Unternehmen platzieren können
- Standort unter die Lupe nehmen: Gibt es grüne Zonen, Rückzugsorte, Plätze mit Tageslicht und weniger künstlicher Beleuchtung?
- Kollaboration mit der Gemeinde: Oft bieten Städte und Gemeinden Workshops, Fördergelder oder Projekte an – in Zürich z.B. via „Grün Stadt Zürich“.
- Firmeneigene Initiativen unterstützen: Mitarbeitende einbinden, z.B. „Glühwürmchen-Spaziergang“ im Sommerabend als Teamevent, Gartenaktionen oder „Beleuchtung aus“-Challenge.
- HR-Kampagnen mit Naturbezug versehen: Naturbilder, lokale Biodiversitäts-Themen oder Interviews mit Mitarbeitenden, die persönlich von der Nähe zur Natur profitieren.
Ein Perspektivwechsel, der sich lohnt
Manchmal lohnt es sich, den Blick zu heben – oder in diesem Fall, im Dunkeln genau hinzusehen. Glühwürmchen sind nicht nur romantische Accessoires eines Sommerabends, sie sind stille Erzähler über den Zustand unserer Umgebung. Für Personalverantwortliche bedeutet das: Wer heute Lebensräume aktiv mitgestaltet, wird morgen nicht nur gesunde, motivierte Teams haben – sondern auch einen echten Wettbewerbsvorteil bei der Rekrutierung und Mitarbeiterbindung.
Und ganz ehrlich: Wer am Ende einer langen Arbeitswoche bei einem Spaziergang im Dämmerlicht ein Glühwürmchen aufleuchten sieht, weiss: Da draussen wartet eine Welt voller leiser Magie – man muss nur bereit sein, hinzuschauen.